Cotesa: Von Sachsen in die Welt der Verbundwerkstoffe

Die Geschichte von Cotesa begann 2002 in Mittweida. Das Unternehmen wurde mit dem Ziel gegründet, fortschrittliche Bauteile aus Faserverbundwerkstoffen zu entwickeln und zu produzieren. Diese Materialien zeichnen sich durch geringes Gewicht bei gleichzeitig hoher Festigkeit aus – Eigenschaften, die in vielen modernen Industriezweigen entscheidend sind.

Im Laufe der Jahre hat sich Cotesa kontinuierlich weiterentwickelt und ist gewachsen. Heute verfügt das Unternehmen über drei Standorte: zwei in Deutschland (Mittweida und Mochau) und einen weiteren in China, der 2019 im Zuge eines Eigentümerwechsels eröffnet wird. Am deutschen Hauptsitz in Mittweida arbeiten rund 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der 2015 hinzugekommene Standort in Mochau beschäftigt rund 120 Mitarbeiter und dient als weiterer Produktionsstandort. Insgesamt arbeiten in Deutschland rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Cotesa.

Die Produktionsflächen des Unternehmens können sich sehen lassen und umfassen insgesamt 44.000 Quadratmeter. Auf dieser Fläche werden bis zu 6.500 verschiedene Produkte hergestellt. Diese hohe Varianz unterstreicht die Flexibilität und die spezifischen Anforderungen, die an die Produktion gestellt werden. Jedes Produkt ist oft auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten.

Das Geheimnis der leichten Stärke: Material und Verarbeitung bei Cotesa

Was genau stellt Cotesa her? Das Unternehmen ist spezialisiert auf Bauteile aus Faserverbundwerkstoffen, umgangssprachlich oft als „Carbon“ bezeichnet. Das Grundmaterial ist ein Epoxidharz, das mit einem Gewebe aus Hochleistungsfasern (z.B. Kohlenstofffasern) imprägniert wird. Der Harzanteil ist mit ca. 95% sehr hoch.

Im Ausgangszustand kann man sich das Material wie ein flexibles Tuch vorstellen, das vollständig mit diesem speziellen Harz getränkt ist – vergleichbar mit einem nassen Bettlaken, nur eben mit Harz. Damit das Harz vor der Verarbeitung nicht unkontrolliert aushärtet, lagert Cotesa das Material bei sehr tiefen Temperaturen von -18°C. Bei dieser Kälte finden praktisch keine chemischen Reaktionen statt und das Material bleibt formbar. Steigt die Temperatur über -18°C, beginnt der langsame Aushärtungsprozess.

Bei der Herstellung der Bauteile werden mehrere Lagen des harzgetränkten Gewebes übereinander gelegt. Entscheidend für die Stabilität ist die Ausrichtung der Fasern in den einzelnen Lagen. Diese werden bewusst in unterschiedliche Richtungen gelegt – zum Beispiel eine Lage längs, die nächste quer oder diagonal. Diese spezielle Lagenanordnung erhöht die Festigkeit des fertigen Bauteils in verschiedenen Belastungsrichtungen erheblich.

Sind die Lagen in die gewünschte Form gebracht, folgt ein zentraler Schritt: das Aushärten im Autoklaven. Dabei handelt es sich um einen speziellen Ofen, in dem die Bauteile unter genau kontrolliertem Über- und Unterdruck sowie hoher Temperatur behandelt werden. Dabei härtet das Harz vollständig aus und verbindet sich fest mit den Fasern, wodurch das Bauteil seine endgültige hohe Stabilität und Belastbarkeit erhält.

Anwendungsbereiche: Von Airbus bis Bugatti

Die Komponenten von Cotesa werden hauptsächlich in zwei Schlüsselindustrien eingesetzt:

Luftfahrt: Rund 85% der Produktion sind für die Luftfahrt bestimmt. Hier stellt Cotesa vor allem Außen- und Innenteile für Flugzeuge her. Größter Kunde in diesem Bereich ist Airbus. Wenn man fliegt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Teile der Kabine oder der Flugzeugstruktur von Cotesa stammen. Die Anforderungen an Gewicht und Sicherheit in der Luftfahrt sind extrem hoch, was das Know-how von Cotesa besonders wertvoll macht.

Automobilindustrie: Die leichten und stabilen Verbundwerkstoffe kommen auch in der Automobilindustrie zum Einsatz. Cotesa produziert unter anderem Sichtcarbonteile, die häufig an sportlichen oder exklusiven Fahrzeugen zu finden sind, wie zum Beispiel an Modellen der Edelmarke Bugatti (in der Nobelserie). Außerdem werden Tuning- und Zubehörteile hergestellt, bei denen es auf Gewichtsersparnis und eine ansprechende Optik ankommt.

Eine weitere Besonderheit von Cotesa ist die Möglichkeit der Einzelfertigung. Für Kunden mit ganz speziellen Anforderungen werden individuelle Lösungen entwickelt und umgesetzt.

Ein Beispiel aus der Praxis soll dies verdeutlichen: Man stelle sich einen Kunden vor, der einen sehr schnellen Sportwagen fährt und gerne mit hohen Geschwindigkeiten, zum Beispiel 250 km/h, unterwegs ist. Herkömmliche Dachboxen sind für solche Geschwindigkeiten nicht ausgelegt; sie verursachen starke Windgeräusche, können die Aerodynamik negativ beeinflussen und sind möglicherweise nicht sicher. Der Kunde beauftragt Cotesa mit der Entwicklung und Fertigung einer Dachbox aus Faserverbundwerkstoff, die speziell für sein Fahrzeug und seine Geschwindigkeitsanforderungen ausgelegt ist. Cotesa verfügt über das Know-how, ein solches hochbelastbares und aerodynamisches Einzelstück zu fertigen. Diese Anekdote zeigt eindrucksvoll, dass bei Cotesa auch ungewöhnliche Projekte realisiert werden können, wenn die Bereitschaft besteht, den entsprechenden Preis zu zahlen.

Möglichkeiten für dich: Einblick und Einstieg bei Cotesa

Für junge Menschen, die sich beruflich orientieren oder direkt ins Berufsleben einsteigen möchten, bietet Cotesa verschiedene attraktive Möglichkeiten:

Ferienjob: Ein Ferienjob ist eine hervorragende Möglichkeit, erste Arbeitserfahrungen zu sammeln und ein Industrieunternehmen kennen zu lernen. Bei Cotesa kannst du in den Ferien in der Verwaltung oder direkt in der Produktion arbeiten. So bekommst du einen praktischen Einblick in die Abläufe und Tätigkeiten. Ferienjobs sind bei Cotesa ab einem Alter von 15 Jahren möglich.

Praktikum: Ein Praktikum bietet dir die Möglichkeit, über einen längeren Zeitraum verschiedene Bereiche des Unternehmens kennen zu lernen. Ob Pflichtpraktikum im Rahmen der Schule oder freiwilliges Praktikum zur Berufsorientierung – bei Cotesa kannst du aktiv mitarbeiten, Prozesse verstehen lernen und herausfinden, ob dir die Arbeit mit modernen Materialien und Technologien liegt. Ein Praktikum hilft dir, deine Interessen zu konkretisieren und fundierte Entscheidungen für deine Zukunft zu treffen.

Ausbildung: Wenn du eine solide berufliche Grundlage suchst, bietet dir Cotesa interessante Ausbildungsberufe:

Maschinen- und Anlagenführer/-in: In dieser Ausbildung lernst du alles, was du brauchst, um moderne Produktionsanlagen einzurichten, zu bedienen und zu überwachen. Du bist ein wichtiges Bindeglied im Produktionsprozess und sorgst dafür, dass die Maschinen die Bauteile nach Vorgabe herstellen.
Verfahrensmechaniker/in für Kunststoff- und Kautschuktechnik: Dieser Beruf ist sehr spezifisch und hat viel mit Werkstoffen zu tun. Du lernst, wie Kunststoffe und Harze verarbeitet werden, welche Produktionsverfahren es gibt (z.B. Imprägnieren und Aushärten) und bist für die Qualitätssicherung der fertigen Teile verantwortlich. Dieser Beruf ist ideal für dich, wenn du dich für Materialkunde, Chemie und physikalische Vorgänge interessierst.

Beide Ausbildungsberufe sind auf die spezifischen Anforderungen der Hightech-Produktion von Cotesa zugeschnitten und bieten gute Zukunftsperspektiven.

Studium: Für Abiturientinnen und Abiturienten, die ein Studium anstreben, kann ein Studiengang wie Produktionstechnik interessant sein. Auch wenn Cotesa derzeit keine festen dualen Studienplätze im Bereich Produktionstechnik anbietet, ist das Thema nicht ausgeschlossen. Bei entsprechendem Interesse und Eigeninitiative kann direkt bei Cotesa nachgefragt werden, ob Kooperationen oder Möglichkeiten für praxisbegleitende Tätigkeiten im Rahmen des Studiums denkbar sind. Engagement zahlt sich oft aus.

Der Arbeitsalltag bei Cotesa: Vielfalt statt Monotonie

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Cotesa aus? In den Produktionsbereichen wird häufig im 3-Schicht-System gearbeitet, um die Anlagen optimal auszulasten. Die Schichten sind in der Regel von 22:00 bis 6:00 Uhr (Nachtschicht), von 6:00 bis 14:00 Uhr (Frühschicht) und von 14:00 bis 22:00 Uhr (Spätschicht). Dieses System erfordert Anpassung, bietet aber auch Freiheiten, z.B. durch freie Tage unter der Woche. In der Verwaltung gelten eher klassische Arbeitszeiten.

Das betonen viele Beschäftigte: Jeder Tag ist anders. Die Herstellung der vielfältigen Produkte sorgt für Abwechslung. Man arbeitet an unterschiedlichen Bauteilen, steht vor neuen Herausforderungen und lernt ständig dazu. Routine im negativen Sinne kommt selten auf, da die Anforderungen der Kunden und die zu fertigenden Teile immer wieder variieren.

Zukunftsperspektiven und Weiterentwicklung

Die Luftfahrtindustrie, einer der Hauptgeschäftsbereiche von COTESA, hat aufgrund der weltweiten Pandemie eine schwierige Phase durchlebt. Die Situation verbessert sich jedoch und die langfristige Nachfrage nach effizienten und leichten Flugzeugen bleibt bestehen. Auch die Automobilindustrie ist ständig auf der Suche nach innovativen Werkstofflösungen. Cotesa ist in diesen zukunftsträchtigen Märkten positioniert und strebt eine weitere Stabilisierung und Entwicklung an.

Das Unternehmen legt großen Wert auf die Entwicklung seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Weiterbildungsmöglichkeiten sind vorhanden und werden gefördert, je nach Aufgabengebiet und wachsender Verantwortung. In Bereichen wie der Luftfahrt sind regelmäßige Zertifizierungen und deren Erneuerung (oft alle 5 Jahre) obligatorisch, was die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Weiterbildung unterstreicht. Bei Cotesa hast du die Möglichkeit, dich beruflich weiterzuentwickeln und neue Qualifikationen zu erwerben.

Das Besondere an Cotesa

Im Vergleich zu anderen Unternehmen, die ebenfalls mit Faserverbundwerkstoffen arbeiten, zeichnet sich COTESA durch seine starke regionale Präsenz in Deutschland (Sachsen) aus. Die hier gefertigten Produkte sind hochspezialisiert und sprechen für sich – sie sind das Ergebnis von Know-how und Präzision. Auch wenn der Markt globaler geworden ist, insbesondere durch das Wachstum in Asien, bleibt Cotesa in Mittweida ein wichtiges Zentrum für Know-how und Produktion.