Die Suche nach qualifizierten Auszubildenden stellt viele Unternehmen in Sachsen vor große Herausforderungen. Der demografische Wandel, veränderte Berufswahlprozesse und ein intensiver Wettbewerb um junge Talente erfordern neue Strategien im Azubi-Recruiting. Dieser Artikel zeigt Ihnen bewährte Methoden und innovative Ansätze, wie Sie erfolgreich Azubis finden und langfristig an Ihr Unternehmen binden können.

Übersicht

Die Ausgangslage: Azubi-Recruiting in Sachsen 2024/2025

Der sächsische Ausbildungsmarkt steht vor besonderen Herausforderungen. Laut aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit blieben 2024 in Sachsen etwa 7.800 Ausbildungsplätze unbesetzt, während gleichzeitig rund 3.200 Jugendliche keine Lehrstelle fanden. Diese Diskrepanz zeigt: Es geht nicht nur um die Quantität, sondern vor allem um das richtige Matching zwischen Unternehmen und potenziellen Auszubildenden.

48% der Betriebe haben Schwierigkeiten, Azubis zu finden
7.800 unbesetzte Ausbildungsplätze in Sachsen 2024
68% der Jugendlichen informieren sich online über Ausbildungen

Die demografische Entwicklung verschärft die Situation zusätzlich. Während 2015 noch etwa 20.000 Schulabgänger in Sachsen eine Ausbildung suchten, sind es 2024 nur noch rund 16.500. Gleichzeitig steigt die Studierneigung, sodass weniger Jugendliche eine duale Ausbildung in Betracht ziehen. Unternehmen müssen daher aktiver werden und innovative Wege beschreiten, um junge Talente für sich zu gewinnen.

Warum klassische Recruiting-Methoden nicht mehr ausreichen

Viele Unternehmen setzen noch immer auf traditionelle Stellenanzeigen in Zeitungen oder auf den Websites der Arbeitsagentur. Diese Kanäle erreichen die Zielgruppe der 13- bis 18-Jährigen jedoch kaum noch. Die Generation Z hat ein völlig anderes Informationsverhalten entwickelt:

Social Media First

Jugendliche verbringen durchschnittlich 3,5 Stunden täglich auf Plattformen wie Instagram, TikTok und YouTube. Ihre Karriereentscheidungen werden stark von Content auf diesen Kanälen beeinflusst.

Authentizität zählt

Hochglanzbroschüren überzeugen nicht mehr. Stattdessen wollen junge Menschen echte Einblicke in den Arbeitsalltag – am besten von aktuellen Azubis präsentiert.

Mobile Bewerbung

Über 80% der Jugendlichen nutzen ihr Smartphone als Hauptgerät. Komplizierte PDF-Bewerbungsformulare schrecken ab – mobile-optimierte, einfache Bewerbungsprozesse sind gefragt.

Die Erwartungshaltung hat sich verändert

Heutige Jugendliche wählen nicht einfach einen Beruf – sie wollen einen Arbeitgeber finden, der zu ihren Werten passt. Themen wie Work-Life-Balance, Nachhaltigkeit, Diversität und Entwicklungsmöglichkeiten spielen eine zentrale Rolle. Ein reiner Gehaltsvergleich reicht nicht mehr aus. Unternehmen müssen ihre Arbeitgebermarke authentisch kommunizieren und zeigen, wofür sie stehen.

Strategie 1: Digitale Sichtbarkeit und Online-Präsenz optimieren

Ihre Online-Präsenz ist heute Ihre wichtigste Visitenkarte. Bevor sich Jugendliche bei Ihnen bewerben, recherchieren sie intensiv über Ihr Unternehmen. Was finden sie dabei?

Ihre Website als Recruiting-Instrument

  • Eigene Karriereseite für Azubis: Erstellen Sie eine dedizierte Unterseite speziell für Ausbildungsinteressierte mit allen wichtigen Informationen, Erfahrungsberichten und direkten Kontaktmöglichkeiten.
  • Video-Content einbinden: Kurze Videos (60-90 Sekunden), in denen aktuelle Azubis ihren Alltag zeigen, funktionieren hervorragend. Authentizität schlägt Professionalität.
  • Mobile Optimierung: Ihre Website muss auf Smartphones perfekt funktionieren. Testen Sie den gesamten Bewerbungsprozess selbst auf verschiedenen Mobilgeräten.
  • Schnelle Ladezeiten: Jugendliche haben wenig Geduld. Seiten, die länger als 3 Sekunden laden, werden häufig verlassen.
  • Chat-Funktionen: Bieten Sie niederschwellige Kontaktmöglichkeiten wie WhatsApp-Business oder Chat-Bots an, über die Interessierte unkompliziert Fragen stellen können.

Social Media strategisch nutzen

Eine starke Social-Media-Präsenz ist kein Nice-to-Have mehr, sondern eine Notwendigkeit im Azubi-Recruiting. Hier einige bewährte Ansätze:

Instagram

Zeigen Sie authentische Einblicke in Ihren Arbeitsalltag durch Stories und Reels. Nutzen Sie lokale Hashtags wie #AusbildungDresden oder #AzubiSachsen. Lassen Sie Ihre Azubis selbst Content erstellen – ihre Perspektive ist für Gleichaltrige am interessantesten.

TikTok

Auch wenn es zunächst ungewöhnlich erscheint: TikTok ist für die junge Zielgruppe extrem relevant. Kurze, humorvolle Videos über Berufsbilder oder Azubi-Challenges können viral gehen und enorme Reichweite generieren.

YouTube

Längere Formate wie „Ein Tag als Azubi“ oder Interviews mit Ausbildungsverantwortlichen funktionieren hier gut. YouTube dient auch als Suchmaschine für Berufsinformationen.

Google My Business und lokale SEO

Viele Jugendliche suchen nach „Ausbildung in [Stadt]“ oder „Azubi werden in [Region]“. Optimieren Sie Ihren Google My Business-Eintrag mit aussagekräftigen Bildern, Informationen zu Ausbildungsberufen und aktuellen Bewertungen. Positive Bewertungen von aktuellen oder ehemaligen Azubis wirken Wunder.

Strategie 2: Direkter Kontakt zu Schulen und Bildungseinrichtungen

Der persönliche Kontakt zu Schulen bleibt trotz Digitalisierung ein äußerst effektiver Weg, um potenzielle Azubis zu erreichen. In Sachsen gibt es zahlreiche Programme und Formate, die Unternehmen nutzen können:

Schulkooperationen aufbauen

Erfolgsmodell Bildungspartnerschaft

Werden Sie offizieller Bildungspartner einer oder mehrerer Schulen in Ihrer Region. Dies ermöglicht Ihnen regelmäßige Präsenz bei Berufsorientierungsverangsveranstaltungen, Praktikumsmessen und Projekttagen.

Praxisbeispiel: Ein mittelständisches Unternehmen aus Chemnitz kooperiert seit 2022 mit drei Oberschulen. Durch regelmäßige Betriebsbesichtigungen, Praxistage und Ferienprojekte konnte die Zahl der Bewerbungen um 140% gesteigert werden.

Konkrete Formate für Schulkooperationen

Betriebserkundungen anbieten

Laden Sie ganze Schulklassen zu Betriebsbesichtigungen ein. Wichtig: Lassen Sie Ihre Azubis die Führung übernehmen – die Augenhöhe zur Zielgruppe ist entscheidend. Planen Sie interaktive Elemente ein, bei denen Schüler selbst Hand anlegen können.

Praxistage durchführen

Bieten Sie interessierten Schülern die Möglichkeit, einen Tag lang verschiedene Bereiche Ihres Unternehmens kennenzulernen. Kombinieren Sie Beobachtung mit praktischen Aufgaben, die den Jugendlichen ein realistisches Bild vermitteln.

Berufsorientierungstage mitgestalten

Viele Schulen veranstalten jährliche Berufsorientierungstage. Präsentieren Sie sich dort mit einem attraktiven Stand und interaktiven Elementen. Quiz, kleine Wettbewerbe oder Virtual-Reality-Einblicke in Berufsfelder kommen gut an.

Projekte und Facharbeiten betreuen

Bieten Sie an, Schülerprojekte oder Facharbeiten zu betreuen. Dies schafft eine längerfristige Bindung und zeigt Ihr Engagement für die Nachwuchsförderung.

Zusammenarbeit mit Berufsberatung und Kammern

Die Berufsberatung der Arbeitsagentur, die IHK Dresden, Chemnitz und Leipzig sowie die Handwerkskammern sind wichtige Partner. Sie vermitteln nicht nur Kontakte zu Ausbildungsinteressierten, sondern unterstützen auch bei der Organisation von Ausbildungsmessen und Informationsveranstaltungen.

Praxis-Tipp:

Nehmen Sie an der „Woche der offenen Unternehmen“ teil, die jährlich vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr organisiert wird. Hier können Schüler, Eltern und Lehrkräfte Ihr Unternehmen kennenlernen und Sie positionieren sich als attraktiver Ausbildungsbetrieb in der Region.

Strategie 3: Praktika als Recruiting-Tool nutzen

Praktika sind die effektivste Methode, um potenzielle Azubis für Ihr Unternehmen zu begeistern und gleichzeitig deren Eignung zu prüfen. In Sachsen sind Schülerpraktika in den Klassenstufen 8 und 9 verpflichtend – eine ideale Gelegenheit für Sie.

Das perfekte Praktikumsprogramm gestalten

Ein erfolgreiches Praktikum zeichnet sich durch folgende Elemente aus:

Strukturierter Ablaufplan

Erstellen Sie einen detaillierten Plan für die Praktikumszeit. Jugendliche wollen verschiedene Bereiche kennenlernen und nicht zwei Wochen nur kopieren oder Kaffee kochen.

Feste Ansprechpartner

Benennen Sie einen Azubi-Mentor oder eine Mentorin, idealerweise einen aktuellen Azubi. Die Chemie zwischen Praktikant und Mentor ist entscheidend für die Praktikumserfahrung.

Eigene kleine Projekte

Geben Sie Praktikanten ein kleines Projekt, das sie eigenständig bearbeiten können. Das vermittelt Wertschätzung und zeigt, dass ihre Arbeit einen Beitrag leistet.

Feedback-Gespräche

Führen Sie am Ende des Praktikums ein ausführliches Feedback-Gespräch. Zeigen Sie Entwicklungspotenziale auf und – wenn passend – laden Sie aktiv zur Bewerbung für einen Ausbildungsplatz ein.

Ferienjobs als Bindungsinstrument

Bieten Sie attraktive Ferienjobs an, besonders für Schüler ab 15 Jahren. Diese können wichtige Testphasen sein:

  • Längere Kennenlerphase: Während mehrerer Ferienwochen über verschiedene Schulferien hinweg lernen Sie die Jugendlichen besser kennen als im zweiwöchigen Praktikum.
  • Praktische Erprobung: Schüler können verschiedene Tätigkeiten ausprobieren und herausfinden, ob der Beruf wirklich zu ihnen passt.
  • Bindung aufbauen: Jugendliche, die bereits mehrfach in Ihrem Unternehmen gearbeitet haben, kennen die Abläufe und das Team – der Übergang zur Ausbildung fällt leichter.
  • Positive Mundpropaganda: Zufriedene Ferienjobber erzählen ihren Freunden davon und werden zu Botschaftern Ihres Unternehmens.

Nach dem Praktikum: Kontakt halten

Viele Unternehmen machen den Fehler, nach dem Praktikum den Kontakt abbrechen zu lassen. Besser ist es, eine Praktikanten-Datenbank aufzubauen und in regelmäßigen Abständen Kontakt zu halten:

  • Verschicken Sie eine Weihnachtskarte oder E-Mail
  • Laden Sie zu Tag der offenen Tür oder Firmenfeiern ein
  • Informieren Sie über freie Ausbildungsplätze, bevor Sie diese öffentlich ausschreiben
  • Bieten Sie weitere Ferienjobs an

Strategie 4: Ihre Arbeitgebermarke gezielt entwickeln

Employer Branding ist nicht nur für Konzerne relevant. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen können mit authentischen Werten punkten, die große Firmen nicht bieten können.

Was macht Sie als Ausbildungsbetrieb attraktiv?

Analysieren Sie ehrlich Ihre Stärken und kommunizieren Sie diese klar:

AttraktivitätsfaktorWie Sie es kommunizieren können
Persönliche BetreuungZeigen Sie in Videos und Texten, wie eng die Zusammenarbeit zwischen Ausbildern und Azubis ist. Stellen Sie Ihre Ausbilder namentlich vor.
ÜbernahmechancenNennen Sie konkrete Zahlen: „92% unserer Azubis werden übernommen“ ist überzeugender als „gute Übernahmechancen“.
Moderne AusstattungFotografieren Sie Ihre Werkstätten, Büros oder Labore. Zeigen Sie, mit welchen Technologien Azubis arbeiten dürfen.
ZusatzleistungenKommunizieren Sie Benefits wie Fahrtkostenzuschüsse, Prüfungsprämien, Azubi-Events, Gesundheitsangebote oder Zuschüsse zu Lehrmitteln.
FlexibilitätKönnen Azubis Arbeitszeiten mitgestalten? Gibt es Homeoffice-Möglichkeiten in kaufmännischen Berufen? Das interessiert die Generation Z.
WeiterbildungWelche Aufstiegsmöglichkeiten gibt es nach der Ausbildung? Fördern Sie Meisterkurse oder berufsbegleitende Studiengänge?

Azubis als Markenbotschafter einsetzen

Ihre aktuellen Auszubildenden sind die glaubwürdigsten Botschafter für potenzielle Bewerber. Binden Sie sie aktiv ein:

Social Media Takeovers

Lassen Sie Azubis für einen Tag oder eine Woche Ihren Instagram- oder TikTok-Account übernehmen und aus ihrer Perspektive berichten.

Azubi-Blog

Richten Sie einen Blog ein, auf dem Azubis regelmäßig über ihre Erfahrungen, Projekte und Herausforderungen schreiben.

Messebetreuung

Schicken Sie Ihre Azubis auf Ausbildungsmessen. Sie sprechen die gleiche Sprache wie die Besucher und können authentisch berichten.

Auszeichnungen und Zertifizierungen nutzen

In Sachsen gibt es verschiedene Programme, mit denen Sie sich als vorbildlicher Ausbildungsbetrieb positionieren können:

  • Gütesiegel „Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb“ der IHK Dresden
  • „SACHSENS BESTE ARBEITGEBER“ – Zertifizierung durch Great Place to Work
  • Teilnahme am Wettbewerb „Ausbildungs-Ass“ der Wirtschaftsjunioren
  • „Duales Studium in Sachsen“ – Netzwerk für Unternehmen, die duale Studiengänge anbieten

Solche Auszeichnungen schaffen Vertrauen und zeigen, dass Ausbildungsqualität bei Ihnen einen hohen Stellenwert hat.

Strategie 5: Den Bewerbungsprozess optimieren

Sie haben potenzielle Azubis auf sich aufmerksam gemacht – jetzt ist es entscheidend, dass der Bewerbungsprozess reibungslos funktioniert. Viele Unternehmen verlieren hier interessierte Kandidaten.

Bewerbungshürden abbauen

Die Realität sieht oft so aus:

Ein 15-jähriger Schüler interessiert sich für eine Ausbildung in Ihrem Unternehmen. Er klickt auf „Jetzt bewerben“ und landet bei einem PDF-Formular, das er ausdrucken, handschriftlich ausfüllen, scannen und per E-Mail zurückschicken soll. Zusätzlich werden Anschreiben, Lebenslauf, die letzten drei Zeugnisse und zwei Praktikumsbescheinigungen gefordert.

Ergebnis: 70% der Interessenten brechen hier ab.

So geht es besser:

  • Mobile-First-Bewerbung: Ermöglichen Sie Bewerbungen direkt über das Smartphone. Ein einfaches Formular mit den wichtigsten Daten reicht für den ersten Kontakt.
  • Stufenweise Informationen abfragen: Fordern Sie zunächst nur Name, Kontaktdaten und den gewünschten Ausbildungsberuf an. Weitere Unterlagen können später nachgereicht werden.
  • Alternative Bewerbungsformen: Bieten Sie auch Video-Bewerbungen, Voice Messages oder kreative Bewerbungen an – gerade in handwerklichen Berufen kann ein kurzes Video mehr aussagen als ein Anschreiben.
  • Schnelle Rückmeldung: Bestätigen Sie den Eingang der Bewerbung innerhalb von 24 Stunden. Nichts ist frustrierender als wochenlanges Warten ohne Rückmeldung.
  • Transparenter Prozess: Kommunizieren Sie klar, wie der weitere Ablauf aussieht und wann Bewerber mit einer Antwort rechnen können.

Das persönliche Kennenlernen gestalten

Auch das Vorstellungsgespräch sollte jugendfreundlich gestaltet werden:

Praxis-Tipps für Vorstellungsgespräche mit Jugendlichen:

Schaffen Sie eine lockere Atmosphäre. Viele 15-Jährige sind bei ihrem ersten Vorstellungsgespräch extrem nervös. Beginnen Sie mit einem informellen Teil, bei dem sich der Bewerber entspannen kann. Führen Sie das Gespräch auf Augenhöhe und verzichten Sie auf klassische Fangfragen. Zeigen Sie das Unternehmen und den Arbeitsplatz. Lassen Sie den Bewerber mit aktuellen Azubis sprechen. Geben Sie am Ende des Gesprächs ehrliches Feedback, auch wenn es nicht zur Einstellung kommt.

Probetage vor der Entscheidung

Bieten Sie Bewerbern die Möglichkeit zu Probetagen, bevor die endgültige Entscheidung fällt. Dies hilft beiden Seiten:

  • Bewerber bekommen ein realistisches Bild vom Arbeitsalltag
  • Sie können die Motivation und Eignung in der Praxis erleben
  • Missverständnisse über Tätigkeiten und Anforderungen werden ausgeräumt
  • Die Hemmschwelle zum Ausbildungsstart sinkt deutlich

Strategie 6: Regionale Netzwerke und Veranstaltungen nutzen

In Sachsen gibt es ein dichtes Netz an Veranstaltungen und Programmen rund um die Ausbildung. Nutzen Sie diese Plattformen aktiv:

Ausbildungsmessen in Sachsen

Regelmäßige Ausbildungsmessen finden statt in:

  • Dresden: KarriereStart (jährlich im Januar, größte Bildungsmesse Sachsens), Ausbildungsmesse „Schule macht Betrieb“
  • Leipzig: vocatium Leipzig, azubi- & studientage Leipzig
  • Chemnitz: vocatium Chemnitz, Ausbildungsmesse im CCC
  • Weitere Städte: Viele kleinere Städte wie Zwickau, Görlitz, Bautzen oder Plauen organisieren eigene Ausbildungsbörsen

Erfolgreiche Messepräsenz

Interaktiver Stand

Gestalten Sie Ihren Stand interaktiv. Statt nur Flyer zu verteilen, bieten Sie Mitmach-Stationen an: Kleine praktische Aufgaben, Quiz mit Preisen oder VR-Brillen für virtuelle Betriebsrundgänge.

Azubis einsetzen

Ihre Auszubildenden sollten den Stand betreuen, nicht die Geschäftsführung. Sie sprechen die Sprache der Besucher und wirken authentisch.

Give-aways mit Mehrwert

Statt Kugelschreibern verteilen Sie lieber etwas Nützliches: USB-Sticks mit Infos über Ihr Unternehmen, Power-Banks mit Logo oder nachhaltige Produkte.

Kontaktdaten sammeln

Nutzen Sie digitale Tools zum Erfassen von Kontaktdaten interessierter Messebesucher. So können Sie gezielt nachfassen und bleiben in Erinnerung.

Tag der offenen Tür optimal nutzen

Organisieren Sie regelmäßig Tage der offenen Tür, speziell für Ausbildungsinteressierte. Besonders erfolgreich sind solche Veranstaltungen wenn:

Zeitpunkt richtig wählen

Samstagnachmittag funktioniert oft besser als unter der Woche. Viele Jugendliche kommen mit ihren Eltern – diese sind an Wochenenden verfügbar. Planen Sie Ihren Tag der offenen Tür 6-9 Monate vor Ausbildungsbeginn.

Programm gestalten

Bieten Sie Führungen in kleinen Gruppen, praktische Workshops zum Mitmachen, Gespräche mit Azubis und Ausbildern sowie Informationsstände zu jedem Ausbildungsberuf an.

Eltern einbeziehen

Eltern haben großen Einfluss auf die Berufswahl ihrer Kinder. Bieten Sie parallele Informationsveranstaltungen für Eltern an, in denen Sie Karriereperspektiven und Verdienstmöglichkeiten darstellen.

Bewerbung vor Ort ermöglichen

Interessierte sollten sich direkt vor Ort bewerben können – digital über Tablet oder mit einer einfachen Interessenten-Karte.

Netzwerke und Initiativen in Sachsen

Engagieren Sie sich in regionalen Netzwerken:

  • Industrie- und Handelskammern: Bieten Beratung, Vermittlung und organisieren Azubi-Speed-Datings
  • Handwerkskammern: Unterstützen speziell bei handwerklichen Ausbildungsberufen
  • Passgenaue Besetzung: IHK-Programm zur Unterstützung von KMU bei der Azubi-Suche
  • Wirtschaftsförderungen: Vermitteln Kontakte zu Schulen und organisieren Veranstaltungen
  • Unternehmensverbände: Bieten Plattformen zum Austausch mit anderen Ausbildungsbetrieben

Strategie 7: Besondere Zielgruppen ansprechen

Der Azubi-Markt wird vielfältiger. Unternehmen, die sich für verschiedene Zielgruppen öffnen, erweitern ihren Bewerber-Pool erheblich.

Jugendliche mit Migrationshintergrund

In Sachsen leben rund 380.000 Menschen mit Migrationshintergrund, darunter viele junge Menschen, die eine Ausbildung suchen. Oft werden sie durch sprachliche Hürden oder kulturelle Unterschiede abgeschreckt:

  • Mehrsprachige Informationen: Bieten Sie wichtige Infos auch auf Englisch, Russisch oder Arabisch an – zumindest als Erstinformation.
  • Sprachförderung während der Ausbildung: Bieten Sie begleitende Deutschkurse an oder kooperieren Sie mit Sprachschulen.
  • Kulturelle Sensibilität: Schulen Sie Ihre Ausbilder im Umgang mit kultureller Vielfalt.
  • Kooperation mit Integrationszentren: Viele Städte haben Beratungsstellen für Migration und Integration – nutzen Sie diese Kontakte.

Studienabbrecher als Zielgruppe

Etwa 28% der Studierenden in Deutschland brechen ihr Studium ab. Viele suchen danach eine praxisorientierte Alternative – eine Ausbildung. Diese Zielgruppe bringt oft hohe Motivation und Reife mit:

Vorteile

Studienabbrecher sind meist älter, selbstständiger und bringen bereits theoretisches Wissen mit. Sie wissen, was sie wollen, und brechen seltener ihre Ausbildung ab.

Wie Sie sie erreichen

Kooperieren Sie mit Hochschulen und Studienberatungen. Schalten Sie Anzeigen in Uni-Portalen. Kommunizieren Sie klar, dass auch Studienabbrecher willkommen sind.

Verkürzte Ausbildung

Prüfen Sie Verkürzungsmöglichkeiten aufgrund der Vorbildung. Studienabbrecher schätzen es, wenn ihre bisherige Ausbildung anerkannt wird.

Junge Frauen für technische Berufe begeistern

In vielen technischen und handwerklichen Berufen sind Frauen unterrepräsentiert. Dabei zeigen Studien, dass gemischte Teams erfolgreicher sind:

  • Zeigen Sie weibliche Vorbilder in Ihrem Unternehmen
  • Thematisieren Sie aktiv, dass Sie sich Bewerbungen von Frauen wünschen
  • Gestalten Sie Stellenanzeigen genderneutral
  • Bieten Sie flexible Arbeitszeiten und familienfreundliche Bedingungen
  • Nehmen Sie am Girls‘ Day teil und bieten Sie spezielle Schnuppertage für Schülerinnen an

Jugendliche mit besonderem Förderbedarf

Auch leistungsschwächere Jugendliche oder solche mit Behinderungen können wertvolle Mitarbeiter werden. Verschiedene Programme unterstützen Sie dabei:

  • Assistierte Ausbildung (AsA): Zusätzliche sozialpädagogische Begleitung während der Ausbildung
  • Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH): Nachhilfe und Unterstützung bei theoretischen Inhalten
  • Einstiegsqualifizierung (EQ): Sechs- bis zwölfmonatiges Praktikum zur Vorbereitung auf die Ausbildung
  • Inklusionsbetriebe: Besondere Förderung bei der Ausbildung von Menschen mit Behinderung

Strategie 8: Ausbildungsabbrüche vermeiden

Azubis zu finden ist das eine – sie auch zu halten das andere. In Deutschland werden etwa 25% aller Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst. Das ist für beide Seiten frustrierend und kostspielig. Prävention lohnt sich:

Die häufigsten Gründe für Ausbildungsabbrüche

AbbruchgrundWie Sie gegensteuern können
Falsche Vorstellungen vom BerufEhrliche Berufsorientierung, realistische Praktika und Probetage vor Ausbildungsbeginn
Überforderung in der BerufsschuleNachhilfe anbieten, Lerngruppen organisieren, Prüfungsvorbereitung unterstützen
Konflikte mit Ausbildern/KollegenRegelmäßige Feedback-Gespräche, Mediationsangebote, Wechsel des Ausbilders bei Bedarf
Private ProblemeAnsprechpartner für persönliche Themen, flexible Lösungen bei familiären Krisen
Unzufriedenheit mit AufgabenAbwechslungsreicher Ausbildungsplan, frühzeitige Einbindung in spannende Projekte
Finanzielle SchwierigkeitenFaire Ausbildungsvergütung, Zuschüsse zu Fahrtkosten oder Lehrmitteln

Willkommenskultur schaffen

Die ersten Wochen sind entscheidend. Gestalten Sie den Ausbildungsstart positiv:

Onboarding-Programm

Entwickeln Sie ein strukturiertes Einarbeitungsprogramm für die ersten 4-6 Wochen. Azubis sollten schrittweise ins Team integriert werden und klare Aufgaben erhalten.

Welcome-Package

Bereiten Sie ein Willkommenspaket vor: Arbeitskleidung, Informationsmaterial, kleine Geschenke. Das zeigt Wertschätzung von Anfang an.

Paten-System

Weisen Sie jedem neuen Azubi einen Paten zu – idealerweise ein Azubi aus dem zweiten oder dritten Lehrjahr. Diese Peer-Beziehung hilft bei allen Fragen des Alltags.

Team-Integration

Organisieren Sie ein gemeinsames Mittagessen am ersten Tag oder ein Team-Event in den ersten Wochen. Soziale Integration ist mindestens so wichtig wie fachliche Einarbeitung.

Regelmäßiges Feedback und Entwicklungsgespräche

Warten Sie nicht auf Probleme – sprechen Sie proaktiv mit Ihren Azubis:

  • Monatliche Kurzgespräche: 15-20 Minuten über aktuelle Aufgaben, Zufriedenheit und eventuelle Schwierigkeiten
  • Quartalsweise Entwicklungsgespräche: Ausführlichere Rückmeldungen zu Leistung und Verhalten, Zielvereinbarungen für das nächste Quartal
  • Offene Feedback-Kultur: Azubis sollten sich trauen, auch kritische Punkte anzusprechen – ohne Angst vor negativen Konsequenzen
  • Anonyme Zufriedenheitsbefragungen: Einmal jährlich können Azubis anonym Feedback zur Ausbildungsqualität geben

Azubi-Projekte und besondere Aufgaben

Jugendliche wollen gefordert werden und Verantwortung übernehmen. Bieten Sie besondere Entwicklungsmöglichkeiten:

  • Eigene Projekte, die Azubis weitgehend selbstständig durchführen
  • Teilnahme an Wettbewerben wie „Bester Azubi“ oder Leistungswettbewerben der Kammern
  • Auslandsaufenthalte über Programme wie Erasmus+ für die berufliche Bildung
  • Zusatzqualifikationen parallel zur Ausbildung (z.B. Fremdsprachen, Staplerführerschein, Schweißerschein)
  • Übernahme von Verantwortung bei der Betreuung neuer Azubis

Langfristig denken: Ausbildungsmarketing als Prozess

Erfolgreiches Azubi-Recruiting ist kein einmaliges Projekt, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Unternehmen, die langfristig planen und verschiedene Maßnahmen kombinieren, sind am erfolgreichsten.

Jahresplanung für Ihr Azubi-Recruiting

Januar – März: Planen und Vorbereiten

Ausbildungsplätze für das nächste Jahr definieren, Budget festlegen, Materialien aktualisieren, Messetermine buchen, Social-Media-Strategie entwickeln

April – Juni: Aktive Rekrutierung

Stellenanzeigen schalten, Ausbildungsmessen besuchen, Schulkooperationen intensivieren, Social Media Kampagnen starten, Tag der offenen Tür organisieren

Juli – September: Auswahlprozess

Bewerbungen sichten, Vorstellungsgespräche führen, Probetage organisieren, Ausbildungsverträge vorbereiten, Onboarding planen

Oktober – Dezember: Nachbereitung und Vorbereitung

Maßnahmen evaluieren, Kontakt zu interessierten Kandidaten halten, Weihnachtsgrüße an potenzielle Bewerber, Planung für das Folgejahr beginnen

Erfolgskontrolle: Diese Kennzahlen sollten Sie im Blick haben

Messen Sie den Erfolg Ihrer Recruiting-Maßnahmen anhand konkreter Zahlen:

  • Anzahl der Bewerbungen pro Ausbildungsplatz: Zielwert: mindestens 5-10 Bewerbungen
  • Qualität der Bewerbungen: Wie viele Bewerber erfüllen Ihre Mindestanforderungen?
  • Besetzungsquote: Wie viele ausgeschriebene Stellen können Sie besetzen?
  • Abbruchquote: Wie viele Ausbildungsverträge werden vorzeitig beendet?
  • Übernahmequote: Wie viele Azubis bleiben nach der Ausbildung im Unternehmen?
  • Zufriedenheit der Azubis: Regelmäßige Befragungen zur Ausbildungsqualität
  • Kosten pro Einstellung: Was investieren Sie durchschnittlich, bis ein Azubi-Platz besetzt ist?

Continuous Improvement: Aus Erfahrungen lernen

Etablieren Sie eine Feedback-Kultur:

Best Practice: Quartalsmeetings zum Azubi-Recruiting

Führen Sie vierteljährlich ein kurzes Meeting mit allen am Recruiting beteiligten Personen durch: Geschäftsführung, Ausbilder, HR, aktuelle Azubis, eventuell auch externe Berater.

Tagesordnung: Was hat im letzten Quartal gut funktioniert? Wo gab es Schwierigkeiten? Was sagen unsere Azubis? Welche neuen Ideen können wir testen? Wie entwickeln sich unsere Kennzahlen?

Diese strukturierte Reflexion hilft, Maßnahmen kontinuierlich zu verbessern und schnell auf Veränderungen zu reagieren.

Finanzielle Förderung nutzen

Ausbildung kostet Geld – aber es gibt zahlreiche Förderprogramme, die Unternehmen in Sachsen unterstützen:

Wichtige Förderprogramme in Sachsen

ProgrammFörderinhaltAnsprechpartner
AusbildungsprämiePrämie für Betriebe, die Ausbildungsplätze erhalten oder erhöhenBundesagentur für Arbeit
VerbundausbildungFörderung bei Kooperation mehrerer Betriebe in der AusbildungSAB Sächsische Aufbaubank
Assistierte AusbildungFinanzierung zusätzlicher Betreuung und UnterstützungBundesagentur für Arbeit
Ausbildungsbegleitende HilfenKostenübernahme für Nachhilfe und StützunterrichtBundesagentur für Arbeit
EinstiegsqualifizierungFörderung betrieblicher Praktika zur AusbildungsvorbereitungBundesagentur für Arbeit
Ausbildung 4.0Förderung digitaler Ausstattung für AusbildungszweckeVerschiedene Landesprogramme

Informieren Sie sich regelmäßig über aktuelle Förderprogramme bei Ihrer IHK, Handwerkskammer oder der Arbeitsagentur. Oft werden neue Programme aufgelegt oder bestehende erweitert.

Fazit: Erfolgreiche Azubi-Gewinnung braucht Strategie und Engagement

Die Gewinnung qualifizierter Auszubildender in Sachsen erfordert heute einen ganzheitlichen Ansatz. Unternehmen, die erfolgreich sein wollen, müssen:

  • Ihre digitale Sichtbarkeit ausbauen und auf den Kanälen präsent sein, auf denen sich Jugendliche bewegen
  • Authentisch kommunizieren und ihre Azubis als Botschafter einsetzen
  • Den Bewerbungsprozess einfach und jugendfreundlich gestalten
  • Direkten Kontakt zu Schulen und Bildungseinrichtungen aufbauen
  • Praktika und Ferienjobs strategisch als Recruiting-Instrument nutzen
  • Ihre Arbeitgebermarke entwickeln und klar kommunizieren
  • Verschiedene Zielgruppen ansprechen und Vielfalt fördern
  • In die Ausbildungsqualität investieren, um Abbrüche zu vermeiden
  • Langfristig planen und Maßnahmen kontinuierlich verbessern
  • Förderprogramme nutzen und mit regionalen Partnern kooperieren

Der Aufwand lohnt sich: Unternehmen, die systematisch in ihr Ausbildungsmarketing investieren, berichten von deutlich mehr und qualitativ besseren Bewerbungen. Noch wichtiger: Sie sichern sich die Fachkräfte von morgen und bauen langfristige Bindungen auf.

Beginnen Sie mit kleinen Schritten: Optimieren Sie Ihre Website, starten Sie ein Social-Media-Profil oder kontaktieren Sie die nächste Schule für eine Kooperation. Jede Maßnahme bringt Sie dem Ziel näher, die besten Azubis für Ihr Unternehmen zu gewinnen.

Ihr nächster Schritt

Setzen Sie sich konkrete Ziele für die nächsten 12 Monate: Wie viele Ausbildungsplätze wollen Sie besetzen? Welche drei Maßnahmen starten Sie zuerst? Wer ist in Ihrem Unternehmen dafür verantwortlich?

Erfolgreiche Azubi-Gewinnung ist kein Zufall, sondern das Ergebnis durchdachter Strategien und konsequenter Umsetzung. Starten Sie heute!

Wann sollte ich mit der Suche nach Auszubildenden für das nächste Jahr beginnen?

Idealerweise starten Sie bereits 12-15 Monate vor Ausbildungsbeginn mit ersten Maßnahmen wie Schulkooperationen und Praktika. Die Hauptrekrutierungsphase sollte etwa 6-9 Monate vor Ausbildungsstart beginnen. Viele Jugendliche bewerben sich zwischen Januar und Juni für einen Ausbildungsstart im August/September. Frühe Präsenz verschafft Ihnen Vorteile gegenüber Wettbewerbern, die später starten.

Welche Social-Media-Plattform ist am wichtigsten für die Azubi-Gewinnung?

Instagram ist aktuell die wichtigste Plattform für die Zielgruppe der 13- bis 18-Jährigen, gefolgt von TikTok. Auf Instagram sollten Sie regelmäßig Stories und Reels posten, die authentische Einblicke in den Ausbildungsalltag geben. TikTok eignet sich besonders für kreative, humorvolle Inhalte. YouTube ist relevant für ausführlichere Formate wie Berufsvorstellungen. Konzentrieren Sie sich zunächst auf 1-2 Plattformen und bespielen Sie diese konsequent, statt auf allen Kanälen halbherzig präsent zu sein.

Wie viel Budget sollte ich für Azubi-Recruiting einplanen?

Das hängt stark von Ihrer Unternehmensgröße und den angebotenen Ausbildungsberufen ab. Kleine Betriebe sollten mindestens 1.000-3.000 Euro pro Jahr und Ausbildungsplatz einkalkulieren. Darin enthalten sind Kosten für Stellenanzeigen, Messepräsenzen, Werbematerialien und gegebenenfalls externe Beratung. Größere Unternehmen investieren oft 3.000-8.000 Euro pro zu besetzender Stelle. Bedenken Sie: Die Kosten einer unbesetzten Ausbildungsstelle oder eines Ausbildungsabbruchs sind meist deutlich höher als Investitionen in professionelles Recruiting.

Was kann ich tun, wenn ich in einer strukturschwachen Region oder einem wenig bekannten Beruf ausbilde?

Gerade in solchen Situationen sind persönliche Kontakte und praktische
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